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PHILIPPI - Die größte archäologische Stätte der römischen und frühchristlichen Zeit in Nordgriechenland - UNESCO

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2017-01-08 2023-11-17 08.01.2017
Philippi 0001
Archäologische Stätte Philippi

Die archäologische Stätte liegt beim heutigen Dorf Krinides, fünfzehn Kilometer westlich von der Stadt Kavala und 21 Kilometer östlich der Stadt Drama, auf einer offenen Ebene zwischen den Gebirgen Orvilos im Norden, Pangäon im Norden und Symvolo im Osten. Früheste archäologische Zeugnisse eines organisierten Lebens im Gebiet von Philippi stammen aus prähistorischer Epoche (um 5000 v. Chr.) König Philipp II. eroberte im Jahr 356 v. Chr. die thasische Kolonie Krenides und benannte es in Philippi um. Aufgrund der intensiven Ausbeutung von neu entdeckten Goldminen machte Philipp II. die Stadt zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht seines Reiches. In hellenistischer Zeit (300 bis 146 v. Chr.) bleibt die Stadt autonom, verliert jedoch an Bedeutung.

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Archäologische Stätte Philippi

Durch die „Via Egnatia“, die große römische Verbindungsstraße von West nach Ost, die die Stadt durchzog, kam Philippi wieder auf die Bühne der wichtigen historischen Begebenheiten. Im Jahr 42 v. Chr. wurde vor der Mauer der Stadt eine große Schlacht zwischen zwei römischen Heeren ausgetragen: Brutus und Cassius auf der einen und Antonius und Oktavian auf der anderen Seite.
Die weltgeschichtlichen Konsequenzen dieses Konflikts, der Beginn der römischen Kaiserzeit, änderten auch das Bild der Stadt. Römische Legionen wurden angesiedelt. Ab dem Jahr 27 v. Chr. heißt die Stadt Colonia Augusta lulia Philippensis.

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Archäologische Stätte Philippi

Durch die Via Egnatia strömten Menschen von überall her in die Stadt. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Kolonie ein kosmopolitischer Charakter verliehen, unterstrichen durch prächtige Bauten, das imposante Forum mit den beiden Tempeln, dem großen Aquädukt, den Thermen, den Statuen und Ehrendenkmalen.
Neben dem lokalen thrakischen Element und dem alten griechischem, findet auch die neue Religion des Christentums ihren Platz und schmückt die Stadt mit mächtigen Basiliken und Baptisterien.
Apostel Paulus war im Jahr 49 bis 50 n. Chr. hier, legte die Fundamente für die christliche Religion und gründete die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden. (Ausführlicher Bericht darüber siehe neaFon 02/2007).

Philippi 0114
Philippi

Durch die Ausbreitung des Christentums und die Verlegung der römischen Reichshauptstadt in das neu gegründete Konstantinopel im Jahr 330 n. Chr. gewann die römische Kolonie Philippi ihren griechischen Charakter zurück. Das Griechische erscheint in den Inschriften wieder als vorherrschende Sprache. Die Stadt entwickelte sich zu einem Zentrum christlichen Glaubens.
Neben einem hellenistischen Heroengrab wurde zwischen 312 und 342 n. Chr. das erste christliche Bethaus gegründet. Geweiht war es, der Mosaikinschrift des Fußbodens zufolge, Apostel Paulus. Später entstand an dieser Stelle die Metropolitankirche der Stadt, ein großer Oktogonbau mit Taufkapelle und weiteren Anbauten. Die frühchristlichen Grabinschriften liefern Anhaltspunkte zu den sozialen Verhältnissen der damaligen Zeit und zeugen vom hohen Lebensstandard in dieser Zeit.

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Antikes Theater Philippi

Nach einem Erdbeben im 6. Jahrhundert n. Chr. begann der Verfall der Stadt. Einfälle von Goten, Slawen und Bulgaren im siebten und achten Jahrhundert beschleunigen den Niedergang. In byzantinischer Zeit lässt Kaiser Nikiphoros Phokas die Akropolismauern wieder aufbauen (zwischen 963 und 969 n. Chr.) und durch Türme verstärken. Vollständig verfiel und verödete Philippi durch die Eroberung der Osmanen im 14. Jahrhundert.

Denkmäler der Stadt

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Archäologische Stätte Philippi

Die Ausgrabungen in Philippi begannen systematisch im Jahr 1914 von der Französischen Archäologischen Schule in Athen. Mit Unterbrechungen wurden sie bis 1937 fortgesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten der Griechische Archäologische Dienst und die Universität Thessaloniki die Freilegungsarbeiten weiter.

Stadtmauer

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Philippi

Die Stadtmauer verlief von der Akropolis, der Gipfelfestung, beidseitig den Südhang hinunter. Die älteste Bauphase der Mauer wird in die Periode Philipps II. datiert und die jüngste in die Zeit Justinians (527 bis 565 n. Chr.. Die Gesamtlänge des Mauerrings beträgt dreieinhalb Kilometer. Er war in Abständen von Türmen bewehrt und wurde zusätzlich mit Vormauern geschützt. Die drei Tore wurden durch Türme flankiert. Zwei Tore liegen im westlichen Mauerabschnitt, eins im östlichen. Zugänglich ist dem Besucher nur der östliche, Neapolis-Tor genannte Turm, der zum Hafen, also nach Kavala führt.

Akropolis

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Philippi

Ein Pfad, der nördlich des Museums beginnt, führt zur Akropolis. An ihren Mauern sind die verschiedenen Bauphasen der Stadtbefestigung zu erkennen.
Im Inneren der Akropolis erhebt sich ein großer spätbyzantinischer Turm. Östlich davon befindet sich ein Apsidenbau und ein kleiner Mauerring innerhalb der Akropolis-Umfassung.

Theater

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Philippi

Das Theater wurde um die Mitte des vierten Jahrhunderts v. Chr. von König Philipp II. von Makedonien errichtet und ist somit eines der ältesten Bauwerke der Stadt. Sechshundert Jahre später wurden am Theater Um- und Anbauten vorgenommen, um es den Schaustellungen de Römerzeit anzupassen. Für die Umwandlung in eine Arena wurden Sitzreihen abgetragen und der Raum der Orchestra mit einem Gitter umgeben. Die Zugänge wurden überdeckt, ein Bühnengebäude errichtet und dem Zuschauerraum wurden mehrere Reihen zugefügt. Um die Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr. wurde der Bühnenvorbau eingerissen und ein unterirdischer Gang angelegt, der vermutlich dazu diente, die Raubtiere von den Kellerräumen in die Mitte der Orchestra zu treiben.

Basilika A

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Philippi

Der Bau wird Ende des fünften Jahrhunderts datiert. Er kennzeichnet sich durch großartige Skulpturen. Eine breite Treppe führt von der Via Egnatia in einen Säulenhof mit einem Wasserbecken in der Mitte, das auf den Resten eines heidnischen Altars erbaut wurde. Von hier gelangt man in das Atrium, den viereckigen Vorhof der Kirche. Im monumentalen Brunnen an der Westseite des Atriums wurden Weihungen vorgenommen.
Vom Narthex, dem Vorraum der Basilika, kam man durch eine Seitentür zur Emporentreppe. Der Durchgang daneben führt in den Vorraum einer Kapelle, in dem Reste von Wandmalereien erhalten sind.
Der Hauptraum der Kirche war durch Säulenreihen in drei Schiffe gegliedert. Überdacht war der Bau mit einem Satteldach. Im Mittelschiff sind noch Reste des prächtigen Fußbodens und ein Teil des Ambon vorhanden, des Vorläufers der Kanzel. Nach der Zerstörung der Kirche wurde auf einer Zisterne an der Südwestecke des Atriums eine Kapelle errichtet. Die Zisterne, die als Gefängnis des Apostel Paulus galt, wurde in einen freskengeschmückten Raum umgewandelt.

Agora (römisches Forum)

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Philippi

Das Forum, das Verwaltungszentrum der antiken Stadt in der römischen Zeit, erstreckt sich in der Mitte zwischen zwei großen plattengepflasterten Straßen. Die frühesten Bauwerke der Agora entstanden im ersten Jahrhundert n. Chr. auf Resten hellenistischer und frührömischer Gebäude. Das Forum war ein nach einem einheitlichen Plan entworfener Komplex öffentlicher Gebäude, die sich um einen zentralen Platz gruppierten. Der monumentale Osttempel diente dem Kaiserkult.
Unter Marcus Aurelius (161 bis 187 n. Chr.), in der großen Blütezeit der römischen Kolonie Philippi, wurde ein neues Forum erbaut, wobei man den ursprünglichen zentralen Platz bestehen ließ aber mit noch viel monumentaleren Gebäuden umgab.


Markt (macellum)

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Philippi

Kaufläden um einen mittleren Säulenhof bilden die Ruinen des Marktes, südlich des Forums. Der Haupteintang lag auf der Nordseite an der großen Geschäftsstraße der Stadt und hatte eine Vorhalle mit sechs Frontsäulen. Die Ost- und die Westseite des Marktgebäudes grenzten an zwei parallele Querstraßen zur großen Geschäftsstraße.
Ende des sechsten Jahrhunderts n. Chr. wurden die Reste des monumentalen Bauwerkes der Antoninen-Kaiser fast ganz mit der frühchristlichen Basilika B überbaut. Die sechs Frontsäulen der Nordseite, die erhalten blieben, wurden vom byzantinischen Architekten in die Basilika eingegliedert.

Basilika B

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Philippi

Die dreischiffige Basilika wurde um 550 errichtet. Das fast quadratische Mittelschiff war mit einer Kuppel überdacht, die auf vier mächtigen Stützpfeilern ruhte. Eine zweite Kuppel überwölbte den Chor. Der Bautypus der Kirche nähert sich dem der Kuppelbasilika, der in der Hagia Sophia von Konstantinopel vertreten ist. Die Wand zwischen Narthex (Vorraum) und Hauptraum steht noch in beträchtlicher Höhe mit der Bogentür aufrecht. Das Mauerwerk, das aus Naturstein- und Ziegelschichten besteht, ist charakteristisch für die Justinianische Zeit (527 bis 565 n. Chr.). Der Bau war mit marmorner Wandverkleidung ausgestattet, mit Säulen aus grünem thessalischen Stein sowie mit Marmorkapitellen mit Reliefverzierung.

Palästra

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Philippi

Die Ringkampfschule, die Palästra, die westlich der frühchristlichen Basilika B freigelegt wurde, stammt aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. Der Säulenhof in der Mitte war der Übungsplatz. Auf seiner Westseite reihten sich mehrere Räume und auf der Ostseite lag ein kleines Theater. Die Latrine in der Südostecke ist der am besten erhaltene Raum der Palästra. Sie ist an drei Seiten von einer durchgehenden Sitzbank mit insgesamt 42 runden Öffnungen umgeben. Unter der Sitzbank verläuft ein tiefer Abflusskanal, durch den ständig Wasser floss. Die Palästra wurde zerstört, als die antiken Bauten von Philippi verfielen und die Basilika B dort entstand.

Das Archäologische Museum von Philippi
Beherbergt neben den Funden aus der Kolonie auch solche von anderen Stellen der weiteren Umgebung, wie prähistorische Gefäße aus der neolithischen Siedlung, Inschriften aus der spätklassischen Zeit, Portraits von Kaisern und Mitgliedern der Königsfamilie aus dem ersten bis Ende des dritten Jahrhunderts.